Hier lesen Sie etwas über meine medizinhistorischen Forschungen und auch über meine Arbeiten zur Ethik in der Medizin. Was ist das?

Medizingeschichte beschäftigt sich mit der historischen Entwicklung der Heilkunde. Geht es hier um Ärzt_innen und um ihre Theorien und Instrumente? Längst nicht nur. Medizingeschichte beschäftigt sich mit sämtlichen Themen, die in der menschlichen Kultur einen Bezug zu Krankheit und Gesundheit aufweisen: Welche Medizin wurde und wird in welcher Gesellschaft gefördert? Welche Stellung haben und hatten die Ärzt_innen in der Gesellschaft? Wie war und ist das Verhältnis von Ärzt_innen zu ihren Patient_innen? Welches Körperbild haben und hatten die Menschen? Wie war und ist das Verhältnis von Geschlecht und Körper?

Da schliessen sich auch Fragen an die Ethik in der Medizin an: Gibt es Regeln, wie man sich als Ärzt_in verhalten sollte? Ändern sich die Regeln im Laufe der Zeit? Oder ändert sich die Art der Anwendung bestehender Regeln?

Das Thema „Trans*“

Das sind nur einige der vielen Fragen, die man an die Medizingeschichte und an die Ethik in der Medizin stellen kann. Auch ich habe in den letzten 27 Jahren etliche Fragen gestellt. Ich stelle das hier kurz vor. Ich beginne mit dem Thema „Trans*“ und wer an mehr interessiert ist, kann dann weiter unten nachlesen, welche Forschungen die Grundlage dafür bilden.

Alles begann 2010 mit der Entdeckung meiner Transidentität (siehe die Begriffsklärung unter „Transidentität und Diversität“ in dieser Rubrik). Sehr bald interessierte ich mich auch für die Geschichte des Phänomens. Das nicht nur, weil ich Medizinhistorikerin bin, sondern auch als „Betroffene“, die schnell entdeckte, dass der historische Bezug wichtig ist, um das Thema einzusortieren und sogar auch dafür, um transidenten Menschen eine Lebenshilfe zu geben.

In meinem Buch „Trans im Glück“ (siehe die Rubrik „Media“) habe ich dementsprechend den wechselvollen Gang der Geschichte des Phänomens dargestellt. Wichtig war und ist mir vor allem die Feststellung, dass gesellschaftspolitische und medizinische Probleme mit „Trans*“ aus dem 19. Jahrhundert kommen. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass eben im 19. Jahrhundert das binäre Geschlechtermodell, also die strikte Zuordnung zu „Mann“ und „Frau“ bzw. „männlich“ und „weiblich“ in dieser wertenden Reihenfolge festgeschrieben wurde. Ab dem 19. Jahrhundert wusste man in den westlichen Gesellschaften, welche soziale Rollen Männer und Frauen haben. Dann koppelte die Medizin das Sozialverhalten mit dem männlichen und weiblichen Körper. So wusste man beispielsweise, dass die Frau aufgrund ihres „physiologischen Schwachsinns“ nicht viel lesen sollte, dass sie emotional war und ihre Aufgabe in der Erziehung der Kinder bestand. In dieser „Geschlechterordnung“ war kein Platz für alles, was „dazwischen“ war und die strikten Grenzen der Geschlechtsausrichtung (schwul, lesbisch, bisexuell) und Geschlechtsidentität (Trans-/ Intersexualität) sprengte. Menschen, die transident waren, galten als Träger von degeneriertem Erbgut. Sie waren „Stiefkinder der Natur“ (Krafft- Ebing). Diese Haltung gegenüber Transidentität beeinflusste auch das 20. Jahrhundert und wirft seinen Schatten bis in die heutige Zeit. Die Geschichte der Transidentität bis etwa zur Mitte der 1990er Jahre ist eine Geschichte der „Krankschreibung“ (Pathologisierung) von Menschen. Wichtig ist nun, dass diese „Krankschreibung“ eine gesellschaftliche Konstruktion des 19. Jahrhunderts ist. Sie ist KEIN experimentell nachgewiesener Befund, sondern ein Produkt von alten bürgerlichen Ordnungsvorstellungen. Diese Ordnungsvorstellungen sind die Grundlage davon, dass transidente Menschen bis heute pathologisiert, diskriminiert und zum Teil sogar verfolgt und umgebracht werden. Dabei wollen sie nur ihr seelisches und körperliches Geschlechtsempfunden abgleichen und so in ihrer jeweiligen Gesellschaft leben, wie alle anderen Menschen auch.

Ich habe diesen Kerngedanken in weiteren Veröffentlichungen ausgebaut. In direktem Bezug zur aktuellen Situation habe ich einen respektvollen und menschlichen Umgang mit transidenten Menschen aus den genannten historischen Befunden ableiten können. Das ist wichtig, denn die Geschichte gibt einen enormen Rückhalt, damit der transidente Mensch aufrecht durch das Leben schreiten kann: Es gibt keine übergeordnete Instanz, die ihn für „krank“ erklären kann. Es gibt keine „wissenschaftlichen“ Gründe für ein solches Vorgehen. Alle Aggression lässt sich kulturgeschichtlich erklären und ist menschengemacht. Ich habe in diesem Zusammenhang untersucht, wie die Psychiatrie des 19. Jahrhunderts zu ihrem Negativbild des Transidenten gekommen ist. Auch konnte ich allerdings eine kulturgeschichtliche Akzeptanz von Trans* finden, so wenn man beispielsweise religiöse Vorstellungen nach dem Umgang mit dem Thema untersucht. „Transidentität“ gehört zum Leben dazu. Zurzeit laufen weitere wissenschaftliche Anstrengungen von meiner Seite, um den historischen Umgang mit dem Phänomen eingehender zu erforschen.

Wichtig ist mir ein Punkt, den ich immer wieder in Vorträgen hervorhebe: „Trans*“ steht nicht nur für sich selbst, sondern für Vielfalt, für Diversität und für die Gleichbehandlung aller Menschen. Dieser Aspekt inspirierte mich zur Arbeit über das Thema

„Anders“ sein in der Medizin des 19. und 20. Jahrhunderts

Zusammen mit einer Kollegin (Ylva Söderfeldt, Berlin) führte ich zu diesem Thema eine Tagung an der Universitätsmedizin Mainz durch. Worum geht es? Es geht um den Umgang der Medizin mit denjenigen Menschen, die als Träger eines bestimmten Phänomens gesellschaftlich auffällig wurden und medizinische Hilfsleistungen in Anspruch nahmen. „Anders“ ist also nicht stigmatisierend gemeint! Ganz im Gegenteil! Es geht um eine Abweichung vom Durchschnitt, die interessant, bereichernd bzw. auch originell sein kann. Die historische Forschung betrifft die Vergangenheit. Aber das Thema ist natürlich in der Gegenwart genauso präsent.

Absichtlich ist nicht von Patient_innen die Rede. Denn der Bereich der „Anderen“ umfasst auch Personengruppen, die sich selbst nicht als krank bezeichnet haben, dennoch aber medizinische Dienstleistungen brauchten. Wie handelten nun die Vertreter_innen dieser sozialen Gruppen die medizinische Hilfe mit den Ärzt_innen aus? Welche Kontakte bestanden zur Medizin? Und wie formten die „anderen Menschen“ auf dieser Basis ein Bild von sich selbst? Gibt es Veränderungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis heute?

In diesem Projekt spielt der Begriff der „Parallelwelten“ eine zentrale Rolle. Denn Patient_innenverbände, Selbsthilfegruppen und Sozialräume von „gleichgesinnten“ Träger_innen eines Phänomens wollten eine Einbettung in regionale und überregionale Personennetzwerke vorantreiben. Sie wollten ein eigenes Selbstbild und einen eigenen Lebenssinn entwickeln. Sie wollten auch Helfer_innen für ihre Sache begeistern und gewinnen. Als kleinere Öffentlichkeiten, als „Teilöffentlichkeiten“, wollten sie am gesellschaftlichen Leben partizipieren.

Es wird also ganz deutlich: Auch in der historischen Forschung kann Trans* in allgemeinere Gedanken zur Akzeptanz und Auseinandersetzung einer Gesellschaft mit besonderen Gruppen eingebunden werden. Trans* geht auch hier letztlich in Vielfalt auf!

Sind Sie neugierig geworden? Möchten Sie noch mehr über meine Forschungen lesen? Im Folgenden erzähle ich den wissenschaftlichen Weg, den ich genommen habe und der mir auch zur Arbeit am Thema „Trans*“ weiterhalf.

Was habe ich wissenschaftlich sonst noch gemacht?

Wie entwickelten sich unsere Ärzt_innen? Die Mediziner an der Universität Gießen

Zuerst interessierte mich die Stellung der Ärzteschaft in der Gesellschaft. Ich forschte über die Mediziner an der Universität Giessen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Wie hatten sich die Mediziner ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert gewandelt! Von einem gelehrten, philosophierenden Heilkundigen zu einem naturwissenschaftlichexperimentellen Wissenschaftsorganisator. Wurde aber die Medizin nun „objektiv“? Weit gefehlt! Soziale Netze blieben bedeutsam: Die „Verwandtschaftsfakultät“ wurde zur „Bekanntschaftsfakultät“. Leistung wurde wichtiger, aber Beziehungen behielten ihren Stellenwert. Das war meine Doktorarbeit. Aber wie das mit Doktorarbeiten so ist: das Thema Medizin an der Universität bzw. die Geschichte der Universität an sich hat mich nicht losgelassen. Deswegen hier noch etwas aus meinen späteren Forscher_innenjahren: Zusammen mit einer Kollegin (Sylvia Paletschek, Freiburg) habe ich später ein Projekt zur Geschichte der Universität Freiburg nach 1945 und zu dem Verhältnis dieser Hochschule zur westdeutschen Öffentlichkeit durchgeführt (DFG-Projekt PA 579/5-1 / 5-2). Und schließlich leitete ich sogar fast fünf Jahre lang den Forschungsverbund für Universitätsgeschichte der Universität Mainz. Ich habe das Grundkonzept für eine Mainzer Universitätsgeschichte entworfen, die 2021 zum 75jährigen Bestehen der (neuen) Mainzer Universität erscheinen soll. Eine Vortragsreihe zu diesem Projekt habe ich mitorganisiert, dann auch eine internationale Tagung zur Frage, wie man überhaupt die Geschichte einer Universität schreibt.

Wie forschten Ärzt_innen in verschiedenen Kulturen? Die Patholog_innen

Dann holte ich das Vergrößerungsglas aus der Tasche: Jetzt interessierte mich, wie Mediziner_innen in einem bestimmten Spezialfach arbeiteten, und zwar in unterschiedlichen Kulturen. Ich wählte Deutschland und England (bzw. Berlin und London) und ich wanderte in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts (1900 bis 1945). Ich wählte ferner das Fach Pathologie: Ärzt_innen, die sich um die „allgemeine Krankheitslehre“ und die Ursache der Krankheiten kümmerten. Das war und ist ein Grundlagenfach der naturwissenschaftlichen Medizin. In beiden Ländern hatte es den gleichen Namen. Aber tat man auch dasselbe? Weit gefehlt! In Deutschland öffnete man Leichen und schaute nach Veränderungen. Man betrieb auch ein bisschen Laborarbeit. In England arbeitete man im Labor und schaute auch ein bisschen in Leichen. Die einen betrieben Medizin am Toten, die anderen Medizin am Lebenden. In verschiedenen Kulturen wurde naturwissenschaftliche Medizin auch in ihren Grundlagen ganz unterschiedlich betrieben.

Gab es kulturgeschichtliche Konflikte? Die Leichenöffnungen

Das war nicht unproblematisch, denn die Menschen wollten nicht unbedingt, dass die Leichen ihrer Angehörigen nach dem Tod geöffnet wurden. Ich beschäftigte mich also auch mit dem Widerstand gegen die Leichenöffnung und schaute auf die verschiedenen Fächer in der Medizin, die Leichen öffnen: Das sind die Anatom_innen, die den Studierenden den menschlichen Körper zeigen, das sind die schon erwähnten Patholog_innen, die verstorbene Patient_innen öffnen und das sind die Rechtsmediziner_innen, die bei der Aufklärung von Straftaten helfen. Mich interessierten die verschiedenen Typen der Leichenöffnung und die Beweggründe der Menschen, dies zu akzeptieren oder auch Widerstand zu leisten. Damit stieß ich auch in das Gebiet der Ethik in der Medizin vor. Das wurde auch richtig politisch: Zwischen 2001 und 2003 war ich Mitglied in einer von der Bundesärztekammer unterstützten Kommission. Diese erarbeitete Richtlinien zur öffentlichen Ausstellung von menschlichen Präparaten.

Wie forschten Ärzt_innen im Labor? Die „Rezeptoren“

Erneut holte ich das Vergrößerungsglas hervor. Jetzt ging es mir nicht mehr nur um ein Spezialfach, sondern um das Laboratorium. Ich fragte mich, wie Mediziner_innen eine ganz bestimmte Idee im Labor verfolgten und welche Einflüsse es auf die Entwicklungen dieser Idee gab. Dafür ging ich nach England an die Universität Durham (Förderung durch den Wellcome Trust, London). Dort arbeitete ich mit zwei Kollegen (Andreas- Holger Maehle, Robert Francis Halliwell) an der Frage, wie die Idee der „Rezeptoren“ entstanden war. Das sind gleichsam Häfen an den Außenwänden der menschlichen Zellen, an denen ganz bestimmte Substanzen andocken können und über die Informationen ins Zellinnere eingeschleust werden können. Für Mediziner_innen heute ein selbstverständlicher Gedanke. Aber hat sich diese Idee ganz selbstverständlich durchgesetzt? Weit gefehlt! Die „Rezeptoren“ konnte man lange nicht sehen. Sie waren Opfer von Missverständnissen, Zufällen, Machtkämpfen und Animositäten zwischen verschiedenen medizinischen Disziplinen. Ein Mediziner, einer der Hauptentwickler der Idee (Paul Ehrlich), zeichnete die Rezeptoren verzweifelt auf Bierdeckel und Tischdecken, aber kaum einer glaubte ihm. Ein anderer konnte sich nur schwer Gehör verschaffen, denn er war eine schwierige Persönlichkeit (Raymond P. Ahlquist). Ein dritter schließlich rechnete aus, dass verschiedene Rezeptoren an der Zellwand sitzen müssen, aber er starb 1941 an einer Blinddarmentzündung und seine Forschungen blieben liegen (Alfred Joseph Clark). Schließlich dauerte es bis in die 1960er Jahre, bis die Idee akzeptiert wurde. Denn einer fand ein Medikament, mit dem man Rezeptoren blocken konnte. Das war Sir James Black. Er bekam den Nobelpreis und wurde geadelt. Jetzt war man auch glaubwürdig, wenn man an Rezeptoren glaubte.

Das Ganze ging noch etwas weiter: Da es hier am Ende um Medikamente ging, wurde ich für einen meiner früheren Chefs (Ulrich Tröhler) zum Ansprechpartner für ein Problem: Er konnte ein Projekt nicht mehr weiterführen, das sich mit der Diskussion zwischen Medizinern, Politikern und der Bevölkerung in Deutschland um die Zulassung von Arzneimitteln zwischen 1930 und 1985 befasste. Zusammen mit einem Mitarbeiter (Nikolas Eschenbruch) zog ich es neu auf und brachte es zu einem Ende (DFG-Projekt TR 209/4-2).

Wie behandelten Ärzt_innen die Patient_innen? Die deutschen Soldaten

Um die Ärzt_innen zu erforschen war ich von der Fakultät bis ins Laboratorium vorgedrungen, aber wie verhielt es sich mit den Patient_innen? Das interessierte mich immer mehr. Mit drei Mitarbeiter_innen (Philipp Rauh, Petra Peckl, Peter Steinkamp) untersuchte ich die Krankenakten von deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges und die Leichenöffnungsprotokolle von Wehrmachtssoldaten. Beide Quellen geben Einblick in die Behandlung der deutschen Soldaten. Wir machten Stichproben und untersuchten erstens die Art der Behandlung und dann den Einfluss von Rassenhygiene und Politik auf die Behandlung. Wir konnten nachweisen: Im Ersten Weltkrieg war die Behandlung durch die Truppenärzte noch individualistischer, auch wenn viele Fachärzte schon einen harten Umgang mit „degenerierten“ oder „verweichlichten“ Soldaten wünschten. Im zweiten Weltkrieg, in der Nazi-Zeit, waren die Truppenärzte durchideologisiert und fühlten sich im Dienst der Volksgemeinschaft stehend. Die Soldaten wurden „auf Verschleiß“ behandelt: Man gab nur so viel Medikamente und Unterstützung, wie für die Erhaltung der Kampfkraft nötig. Zwischen 1914 und 1945 fand eine Brutalisierung der Medizin statt. Im zweiten totalen Krieg sollten nicht „die Fehler“ des ersten totalen Krieges wiederholt werden. (DFG Projekt PR 523/4-1; 4-2)

Wie war das Verhältnis von Ärzt_innen, Patient_innen und der Öffentlichkeit? Medizin in Westdeutschland 1945 bis 1970

Ich konzentrierte mich weiter auf die Patient_innen. Jetzt aber interessierten mich die Folgen des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkriegs. Wie konnten die Ärzt_innen in Westdeutschland nach 1945 bei den Patient_innen trotz des Imageverlustes aufgrund der nationalsozialistischen Zeit wieder Vertrauen gewinnen? Wie passte sich die Medizin in die neue Demokratie ein? Und wie wurde das „ausgehandelt“ zwischen Ärzt_innen und Patient_innen? Dazu konzipierte ich drei Teilstudien. Ich untersuchte einmal medizinische Beiträge in den Journalen „Der Spiegel“ und „Der Stern“. Das war die Ebene der allgemeinen Öffentlichkeit. Zweitens dann ging es um eine Patient_innengruppe, nämlich die Diabeteskranken. Denn diese haben eine lange Geschichte der Zusammenarbeit mit ihren Ärzten. Und es war spannend, dies für die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg weiterzuverfolgen. Hier ging es also um zwei „Teilöffentlichkeiten“ und die Entwicklung ihres Verhältnisses zueinander nach 1945. Drittens dann interessierte mich die Medizin im Zwangskontext, nämlich bei der Bundeswehr. Wie demokratisch war nach 1945 die Medizin für den „Bürger in Uniform“? Und veränderte die Wehrmedizin nach 1955 mit der Gründung der Bundeswehr ihr Profil? Wie tat Sie das? (DFG-Projekt PR 523-1/2).

Und dann ging das Ganze wieder einmal noch etwas weiter: Da es hier am Ende um Medizin und Öffentlichkeit ging, wurde ich von einer Kollegin (Antje Kampf) angesprochen, die ein Projekt nicht mehr weiterführen konnte, das sich mit der Diskussion zwischen Medizin, Politik und Bevölkerung in Deutschland über Herzkreislauferkrankungen nach dem Zweiten Weltkrieg (1949-2000) befasste. Zusammen mit einem Mitarbeiter brachte ich es zu einem Ende.

Diese ganzen Forschungen zum Spannungsverhältnis von Medizin, Patienten und Öffentlichkeit ließen sich in ein größeres Projekt einbinden, das von zwei Kolleg_innen an der Universitätsmedizin Mainz bzw. der Universität Mainz durchgeführt wird (Norbert Paul, Mita Banerjee). Da geht es um Grenzerfahrungen des menschlichen Lebens im Rahmen der Konfrontation des Einzelnen mit den Lebenswissenschaften und die Verarbeitung dieser Konfrontation. So kann man fragen, wie ein diabeteskranker Mensch seine Krankheit im Spannungsfeld von Erfahrungen mit der naturwissenschaftlichen Medizin und der täglichen Lebenserfahrungen in der Eigen- oder Parallelwelt erfährt. Im Grundsatz kann diese Frage auch für Trans*menschen gestellt werden. Sie sind nicht krank, haben aber ein eigenes Thema, zu dessen Bewältigung sie medizinische Hilfe benötigen. Damit schließt sich der Kreis zu den obigen Bemerkungen über die Forschungen zu Trans*. Und wir sind am Ausgangspunkt der Betrachtungen angelangt. Aber nicht am Ende der Forschungen dazu!